Erneute Kontrollen der Biotonnen brachten in Fredenbeck sieben Prozent und in Apensen zehn Prozent Fremdstoffe ans Tageslicht. Auch wenn Kartoffelnetze, Verpackungen und volle Plastikbeutel extra nochmal in eine Papiertüte gegeben wurden, blieben die Biotonnen unentleert zurück. Diskussionen über eine Toleranzgrenze beim Plastikanteil wurden mit einer fachlichen Beratung eingedämmt. „Leider gab es auch Fälle, bei denen die Markierung der extra zurückgestellten falsch befüllten Tonnen entnommen und die Tonne wieder an die Straße gestellt wurde. Dieser Verstoß fällt spätestens dann auf, wenn die Kontrolldaten mit denen Transponderdaten der Müllabfuhr abgeglichen werden“, sagt Abfallberaterin Sabine Kiehl. Kollegin Gabriele Mahr fragt sich kopfschüttelnd: „Was denn so schwierig daran sei, einfach nur biologische Abfälle in die Biotonne zu geben? Eigentlich müssten die Kontrollen doch gar nicht sein.“ Rechtlich gesehen verstößt die fehlerhafte Abfalltrennung gegen die Abfallbewirtschaftungssatzung. Das bedeutet: Es kann auch ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden, wovon die Abfallwirtschaft derzeit noch keinen Gebrauch macht.
Warum es so wichtig ist, dass kein Plastik und Co. in Biotonnen landet, hängt mit der weiteren Verwertung der Abfälle in Kompostieranlagen und der anschließenden Nutzung des Kompostes zusammen. Denn kein Landwirt oder Landschaftsbauer möchte mit seinem Kompostboden Mikroplastik auf Felder oder in Gärten aufbringen. Dieser Naturkreislauf lebt davon, dass keine Fremdstoffe in den Bioabfall gelangen.
Wenn der Bioabfall auch weiterhin einen so hohen Anteil an Fremdstoffen enthält, führt das langfristig zu höheren Gebühren. Denn ab 2025 haben Kompostieranlagenbetreiber das Recht, auffällig verschmutzte Bioabfalllieferungen abzulehnen – und dann muss der Bioabfall als Beseitigungsabfall verbrannt werden. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch vielfach teurer als die Kompostierung. Damit gehe das Fehlverhalten Einzelner dann zu Lasten aller. Das versucht der Landkreis Stade mit seinen Kontrollen und der Öffentlichkeitsarbeit unbedingt zu vermeiden. Die Abfallberaterinnen appellieren an alle Biotonnennutzer, kein Plastik, Tierstreu, Hundekot und keine Asche und verpackte Lebensmittel sowie andere Fremdstoffe in die Biotonnen zu geben. „Eine gut funktionierende Abfalltrennung schon nicht nur das Portemonnaie, sondern auch unsere Umwelt und unser Klima“, sagen die Expertinnen.
Langfristig wird ein Verbot der kompostierbaren Beutel kommen, sagen die Fachfrauen. Deshalb sollten Biotonnennutzer ihre noch vorhandenen Bestände aufbrauchen und auf Papiertüten oder Zeitungspapier umsteigen. Wenn alle feuchten Küchenabfälle in Zeitungspapier, von dem die meisten ausreichend im Haushalt haben, eingewickelt werden, bleibt die Tonne sauer und frei von Fliegen.
Biomüllbeutel aus Biokunststoffen, die mit dem Kompostierbarkeitszeichen „Keimling“ gekennzeichnet sind, sind nur unter bestimmten Bedingungen in geeigneten Kompostierungsanlagen innerhalb von drei Monaten zu 90 Prozent zersetzen. Der Biomüll selbst benötigt aber nur etwa vier bis fünf Wochen für eine vollständige Kompostierung. Das bedeutet, dass die Beutel von der eingesetzten Sortiertechnik wie konventionelle Kunststofftüten als Fremdstoff aussortiert werden und als Restabfall verbrannt werden. Zudem tragen Biobeutel nicht dazu bei, dass nährstoffreicher Kompost entsteht.
Viele Tipps zur Nutzung der Biotonne gibt es im Internet: abfall.landkreis-stade.de.